Naturwerte
Winterquartier für Wasservögel
(Foto: Max Ruckstuhl)
Wenn im Herbst die Gewässer im Norden Europas zufrieren, ziehen unzählige Wasservögel südwärts, um die Wintermonate an eisfreien Gewässern zu verbringen. Einige Tausend rasten oder überwintern am Klingnauer Stausee. Der See ist dann übersät mit Enten, Blässhühnern und, in etwas geringerer Zahl, Watvögeln. Auch Kormorane und verschiedene Möwen gehören zu den Wintergästen. Zahl und Vielfalt der hier rastenden und überwinternden Vögel ist so hoch, dass der Klingnauer Stausee den Schutzstatus eines internationalen Wasservogelreservats geniesst.
Verlandungsflächen sind wertvolle Lebensräume
Schlickflächen sind wichtige Nahrungquellen für durchziehende Watvögel.
Seit seiner Entstehung 1935 ist der Klingnauer Stausee stetig am Verlanden. Auf den langsam zuwachsenden Flächen ist die Entwicklung von Auenwald in vollem Gange: Von offenen Schlickflächen über verschiedene Flachmoorgesellschaften und Schilfbestände bis hin zum jungen Auenwald reicht das Spektrum der verschiedenen Entwicklungsstadien. Solche Prozesse sind typisch für Auen. Das dabei entstehende Mosaik aus verschiedenen Lebensräumen macht den grossen Wert dieser Lebensgemeinschaft aus.
Auen rund um den Stausee
Vielen Besuchern ist der Stausee vor allem als Vogelparadies ein Begriff. Ein Spaziergang in die umliegenden Gebiete macht aber deutlich, dass hier noch ganz andere Schätze liegen: Auenwälder, Feuchtwiesen, Röhrichte, Altwasser, Gräben und Kanäle bilden einen reichen Lebensraum für Pflanzen und Tiere. Deshalb gehört das Gebiet auch zum Auenschutzpark Aargau, der für viele selten gewordene Arten zum Rückzugsgebiet geworden ist. Mehr über diese Tier- und Pflanzenarten finden sie in den Kapiteln Flora und Fauna und Ornithologie.
Was ist eine Aue?
Eine Aue ist ein buntes Mosaik aus Lebensräumen, zusammengesetzt aus dem Fluss und seinen Altwasser, Sand- und Kiesbänken, Röhricht, Weidengebüsch und den verschiedenen Typen des Auenwalds. Prägend für eine Aue ist das Wasser: Der Wechsel von Hoch- und Niedrigwasser gestaltet und beeinflusst nicht nur die Landschaft, auch Tiere und Pflanzen müssen sich den ständig wechselnden Verhältnissen anpassen können.
Reiche Tier- und Pflanzenwelt
Die gebänderte Prachtlibelle gehört zu den auffälligsten Arten der reichen Libellenfauna am Klingnauer Stausee (Foto: Max Ruckstuhl)
Seit seiner Entstehung 1935 bis 2004 wurden am Klingnauer Stausee und in seiner Umgebung weit über 300 verschiedene Vogelarten beobachtet, über 60 davon stehen auf der Roten Liste. In der Machme, im Giriz und im Gebiet Fischergrien/ Werd ist noch regelmässig der Kuckuck zu hören, im Gippinger Grien flötet der Pirol und der Eisvogel flitzt wie ein blauer Pfeil übers Wasser. Nicht nur Vögel, Säuger, Fische, Amphibien, Reptilien, Libellen und andere wirbellose Kleintiere leben in den Auengebieten. Auch seltene Pflanzenarten wie die Wasserfeder, die Sibirische Schwertlilie oder die Sumpfwolfsmilch kommen hier vor. Gefällte oder angenagte Bäume zeigen, dass sogar der Biber als typischer Auenbewohner am Klingnauer Stausee wieder heimisch geworden ist.