Reptilien
Seit 1967 sind sämtliche Reptilienarten per Bundesgesetz geschützt. Es ist demnach verboten, sie zu töten, zu fangen oder ihre Lebensräume zu zerstören. Bleiben Sie deshalb auch beim Beobachten der Reptilien auf den Wegen und suchen Sie die Tiere in geeigneten Lebensräumen mit einem Feldstecher.
Von den 8 im Kanton Aargau nachgewiesenen Reptilienarten leben 4-5 Arten am oder um den Klingnauer Stausee:
Blindschleiche (Anguis fragilis)
Blindschleichen sind sehr anpassungsfähige Tiere und sind daher an fast allen gut besonnten Stellen wie Böschungen, Waldränder etc. verbreitet. Allerdings lassen sie sich nicht gerne blicken. Sie ziehen es vor, sich unter Ast- oder Steinhaufen, Schnittgut, Laubhaufen etc. zu verstecken. Erst wenn man unter einen verrottenden Gras- oder Heuhaufen blickt, kann man sie oftmals in grosser Zahl entdecken. Überigens: Blindschleichen legen keine Eier, sondern sind lebendgebärend.
Zauneidechse (Lacerta agilis) (potenziell gefährdet)
Während der Paarungszeit ist die männliche Zauneidechse leuchtend grün gefärbt (Foto: Max Ruckstuhl)
Die Zauneidechse ist die häufigste Reptilienart sowohl am Klingnauer Stausee wie auch im ganzen Kanton Aargau. An gut besonnten, trockenen Orten ist die Chance am grössten, sie erspähen zu können. Magerwiesen bestückt mit Kleinstrukturen wie Stein- und Asthaufen oder Trockensteinmauern sind wichtige Elemente im Lebensraum der Zauneidechsen. Die Dämme entlang des Stausees, Eisenbahnböschungen oder strukturreich gestaltete Brückenköpfe gehören daher zu den bevorzugten Habitaten. Allerdings gefährden Hauskatzen, welche ihren Jagdtrieb ausleben, diese Eidechsenpopulation in hohem Masse.
Mauereidechse (Podarcis muralis) (gefährdet)
Die Mauereidechse hat ihren Verbreitungsschwerpunkt in der Südschweiz. Eine autochthone Population lebt jedoch u.a. im Gebiet des Juras. Am Klingnauer Stausee konnte die Art ebenfalls nachgewiesen werden. Ihr bevorzugter Lebensraum sind wenig bewachsene, steinige, gut besonnte Orte. Im Kanton Aargau muss die Mauereidechse als eine gefährdete Reptilienart bezeichnet werden, da südexponierte Blockschutthalden, Felswände oder stillgelegte Steinbrüche zunehmend verwalden.
Ringelnatter (Natrix natrix) (stark gefährdet)
(Foto: Max Ruckstuhl)
Die Ringelnatter findet in den Tümpeln und Altarmen rund um den Klingnauer Stausee gute Lebensbedingungen. Da Ringelnattern wie alle Reptilien ihre Körpertemperatur nicht selber regulieren können, sind sie auf sonnige, warme, geschützte Ruheplätze angewiesen. In den späten Morgenstunden kann man sie deshalb an solchen Orten sehr schön beobachten. Der Schlangennachwuchs ist ebenfalls auf eine warme Stube angewiesen. Die Eier werden bevorzugt an feuchtwarmen Stellen wie Schnittguthaufen abgelegt, wo dann je nach Temperatur die Jungen gegen Ende August ausschlüpfen.
Europäische Sumpfschildkröte (Emys orbicularis) sehr stark gefährdet, ausgestorben?
In den letzten Jahren wurden im Kanton Aargau immer wieder Exemplare der als ausgestorben geltenden Europäischen Sumpfschildkröten beobachtet. Bisher herrschte die Meinung vor, die aktuellen Funde seien alles ausgesetzte Tiere. Neuere Studien zeigen jetzt aber verblüffende Resultate: Vergleiche des Genmaterials der gefundenen Tiere mit Exemplaren aus hiesigen Museen legen nahe, dass es sich zumindest bei einem Teil der Tiere um so genannte autochthone Populationen handelt, also um Tiere, die dank ihrer heimlichen Lebensweise in ungestörten Bereichen unserer Gewässern überlebt haben könnten. Es ist zu hoffen, dass sich diese „Neuentdeckung“ im Aargau halten kann und zukünftig auch wieder eine Schildkrötenart zu unserer einheimischen Fauna gezählt werden darf.
Die sehr stark gefährdete Schling- oder Glattnatter (Coronella austriaca) lebt möglicherweise noch in den Rebhängen oberhalb Klingnau.
Eine detaillierte Übersicht über die Verbreitung der Reptilien im Kanton Aargau gibt die Aargauische Naturforschende Gesellschaft Band 33 (1991).
Weitere Informationen zu Amphibien und Reptilien finden Sie bei der Koordinationsstelle für Amphibien- und Reptilienschutz in der Schweiz KARCH.