Giriz
Koblenzer Giriz – Altlauf mit ausgedehnter Weichholzaue
(Foto: Susanne Gfeller)
Steigt man bei der neuen Velobrücke zwischen Koblenz und Felsenau die steile Treppe ins Giriz hinunter, taucht man in eine besondere Welt. Frösche quaken, Wasser glitzert zwischen Weidenästen und wenn man Glück hat, flitzt ein Eisvogel vorbei. Ein typischer Auenwald mit einem der grössten Silberweidenbestände des Kantons beeindruckt durch seine urwaldähnlichen Strukturen. Das dichte Durcheinander von filigranen Weidenästen, Schlingpflanzen, Totholz und krautigem Unterwuchs bietet Nistplätze, Verstecke und Nahrung für viele gefährdete Tierarten. Damit diese empfindliche Lebensgemeinschaft keinen Schaden nimmt, bitten wir Sie, auf den bezeichneten Wegen zu bleiben.
Land unter bei Hochwasser
Bei Hochwasser ist jeweils das ganze Gebiet überflutet. Wasser mit einem hohen Anteil an Feinmaterial wird dann ins Giriz geschwemmt. Hier haben die Wassermassen Platz, die Fliessgeschwindigkeit verringert sich und das Feinmaterial setzt sich ab. Da vor der Renaturierung keine Verbindung mehr zur Aare bestand, schritt die Verlandung bei jedem Hochwasser weiter fort, die offenen Wasserflächen wurden immer kleiner. Steile Uferpartien mit Brutplätzen des Eisvogels gingen dabei immer mehr verloren.
Ein neues Fliessgewässer entsteht
(Foto: Susanne Gfeller)
Um den ehemaligen Seitenarm zu reaktivieren, wurden über 7000m3 Schlamm und Kies ausgehoben. Dadurch entstand ein 600m langes Fliessgewässer, das mit der Aare verbunden ist und ständig Wasser führt. Den Aushub leitete man mittels Saugbagger und Rohrleitung in den Rhein. Damit das Einleiten des Materials nicht zu Problemen für die Fischfauna führte, wurde die Verdünnung und Durchmischung mit genügend Flusswasser ständig kontrolliert.
Refugium für Fische
Auch Jungfische der Nase (Chondrostoma nasus) können sich in die ruhigeren Gewässer der Giriz zurückziehen. (Foto: Michel Roggo)
Eisvögel, Biber, vor allem aber viele Fischarten profitieren vom neu geschaffenen Lebensraum im Giriz. Altläufe und Seitengewässer sind als Winterlebensraum für Jungfische, aber auch als Rückzugsgebiet bei Hochwasser von grosser Bedeutung. Im neuen Seitenarrm wurden deshalb vielfältige Strukturen angelegt: Stellen mit schnell fliessendem Wasser, aber auch ruhigere Bereiche, gute Versteckmöglichkeiten und eine reich strukturierte Sohle.
Bitterling und Teichmuschel
Eine Spezialität im Girizer Hechtloch sind die selten gewordenen Bitterlinge. Nur wo Teich- oder Malermuscheln leben, kann sich der Bitterling vermehren. In der Laichzeit suchen die Männchen geeignete Muscheln und verteidigen diese gegen Rivalen. Dann wird ein Weibchen umworben und zur Muschel gelockt. Nach erfolgreicher Werbung führt das Weibchen seine Legeröhre in das Atemloch der Muschel und legt bis zu 40 Eier ab. Diese setzen sich im Kiemenraum der Muschel fest. Das Männchen samt dicht über der Atemöffnung der Muschel ab, die Spermien gelangen beim Einatmen der Muschel zu den Eiern und befruchten sie. Die Eier entwickeln sich gut geschützt in der Atemhöhle der Muschel und verlassen diese erst als etwa 11mm lange Larven. Den Muscheln entsteht durch die Bitterlinge kein Schaden.